
Aktualisiert: 31.03.2025
Lesedauer: 6 min.
Asbest – ein Begriff, der sofort Assoziationen mit Gesundheitsrisiken und dem Bauboom der Nachkriegszeit weckt.
Doch während der Fokus meist auf Asbestfasern in der Luft liegt, wird ein anderer Aspekt häufig übersehen: Asbest im Trinkwasser.
Aktuell sind in Deutschland immer noch etwa 36.000 km Wasserleitungen mit Asbestzement und asbesthaltigen Materialien in Betrieb. Tatsächlich können Asbestfasern auch ins Trinkwasser gelangen, beispielsweise durch Korrosion von alten Asbest-Wasserohren.
Ob Asbest im Leitungswasser gefährlich ist, wie es ins Trinkwasser gelangen kann und ob es Grenzwerte gibt, das erklären wir in diesem Ratgeberartikel.
Erfahre in diesem Ratgeber:
- Was Asbest ist
- Wo früher Asbest verbaut wurde
- Ob es einen Grenzwert in Deutschland für Asbest im Trinkwasser gibt
- Ob Asbest im Wasser gesundheitsschädlich ist.
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Das Wichtigste zusammengefasst:
- Asbest ist in Deutschland verboten: Seit 1995 ist die Verwendung von Asbest in Deutschland und seit 2005 in der gesamten EU verboten. Vor diesem Verbot wurden Asbestzementrohre u. a. für den Bau von Wasserleitungen verwendet.
- Asbestzementrohre sind weiterhin in Deutschland in Betrieb: In Deutschland sind noch ca. 36.000 km Asbestzementrohre im Einsatz, die vor dem Verbot installiert wurden und weiterhin betrieben werden dürfen.
- Unklare Gesundheitsgefahr: Die gesundheitlichen Risiken durch Asbest im Trinkwasser sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Fakt ist, dass Asbest in der Luft krebserregend ist.
Was ist Asbest?
Der Begriff „Asbest“ leitet sich vom griechischen Wort „asbestos“ ab, was so viel wie „unauslöschbar“ bedeutet.
Asbest ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe natürlicher Mineralfasern. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften waren diese Fasern jahrzehntelang im Bauwesen, in der Industrie und in vielen anderen Bereichen weit verbreitet.
Die Fasern sind extrem hitzebeständig, chemisch stabil und sehr robust, was sie zu einem idealen Material für Brandschutz, Isolierung und Schutz vor Korrosion macht.
Es gibt sechs verschiedene Asbestarten, die alle ähnliche Eigenschaften aufweisen, jedoch in ihrer chemischen Zusammensetzung variieren. Am häufigsten wurde Chrysotil, auch Weißasbest genannt, verwendet. Daneben gibt es weitere Amphibol-Asbestarten, wie Krokydolith (Blauasbest) und Amosit (Braunasbest).
Obwohl Asbest technisch sehr nützlich ist, erkannte man mit der Zeit die Gefahren: Asbest kann schwerwiegende Erkrankungen wie Asbestose und Lungenkrebs verursachen. Daher ist die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von Asbest in Deutschland seit 1995 und in der gesamten EU seit 2005 verboten.
Wo hat man früher Asbest verbaut?
Früher wurde Asbest in zahlreichen Bereichen verwendet: Für Dach- und Fassadenplatten, Isolierungen von Heizungen und Rohren, Bodenfliesen, Fliesenkleber, Bodenbeläge, Wandverkleidungen, Fensterbänke, Wasserleitungen aus Asbestzement, Bremsbeläge, Kupplungen, Brandschutzisolierung sowie in der Schifffahrt und für die Herstellung von Elektrogeräten.
Obwohl die Verwendung von Asbest in Deutschland inzwischen vollständig verboten wurde, wurden schon ab Mitte der 1980er-Jahre in inländischen Fahrzeugen keine asbesthaltigen Brems- und Kupplungsbeläge mehr verbaut. In Oldtimern oder Spezialfahrzeugen können allerdings auch heute noch asbesthaltige Teile verbaut sein.
Auch für die Produktion von Trinkwasserleitungen wurde Asbest eingesetzt, in Form von Asbest-Zement eingesetzt.
Wie gelangt Asbest ins Trinkwasser?
In den 1950er und 60er-Jahren wurden Asbestfasern bei der Herstellung von Zementmörtelrohren eingesetzt, bis die Neuverlegung von Rohren mit Asbestzement in Deutschland verboten wurde.
Diese alten Asbestzementrohre, die vor dem Verbot verlegt wurden, dürfen allerdings auch heute noch weiter betrieben und nach der Gefahrenstoffverordnung auch (mit asbestfreien Materialien) repariert werden.
In Deutschland sind nach dem Bericht des Deutschen Vereins für Wasser und Gasfaches e.V heute noch ca. 36.000 km Trinkwasserleitungen aus Asbestzement in Betrieb. Der Bayerische Landtag schätzt, dass allein in Bayern 4.700 km an Asbestzementkanälen und mit asbesthaltigen Mörtel sanierte Kanäle in Benutzung sind.
Die WHO und das Umweltbundesamt geben an, dass kein gesundheitliches Risiko durch den Betrieb von Asbestzementrohren in der öffentlichen Wasserversorgung besteht, solange die Rohre unbeschädigt und intakt bleiben und das Wasser den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entspricht.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Asbestfasern fest im Zement der Rohre eingebunden und entsprechend schwer löslich sind. Dennoch besteht die Gefahr der Freisetzung von Asbestfasern aus Asbestzementrohren. Dabei spielt die Beschaffenheit des Wassers, wie der pH-Wert, der Kalzium- und Karbonatgehalt und das Vorhandensein von Bestandteilen wie Silizium, Eisen, Mangan und Zink, eine große Rolle.
Insbesondere bei längerem Kontakt mit kalklösenden und aggressiven Wässern kann das Calciumcarbonat in der Zementmatrix der Rohre aufgelöst werden. Dies erhöht das Risiko, dass Asbestfasern an das Wasser abgegeben werden.
Zudem nähern sich die Asbestzementrohre inzwischen dem Ende ihrer prognostizierten Nutzungsdauer. Mit zunehmendem Alter und fortschreitender Korrosion erhöht sich das Risiko der Freisetzung von Asbestfasern in das Trinkwasser zusätzlich.
Welche Folgen kann Asbest haben?
Asbest ist ein eindeutig krebserregender Stoff, der Asbestose, Mesotheliom, Entzündungen und Lungenschäden verursachen kann.
Das Hauptproblem darin, dass sich Asbest in feine Fasern zerteilt und der Länge nach weiter aufspaltet, wodurch es leicht in die Luft gelangt und eingeatmet werden kann. Die eingeatmeten Fasern können sich in der Lunge festsetzen und dort über Jahre hinweg zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.
Die Zeitspanne zwischen dem Einatmen von Asbestfasern und dem Ausbruch einer Erkrankung kann bis zu 60 Jahre betragen.
Welche gesundheitlichen Folgen kann Asbest im Trinkwasser haben, wenn Asbestfasern beispielsweise aus erodierten Zementasbestleitungen ins Trinkwasser abgegeben werden?
Die Studienlage zu den Auswirkungen und Folgen von Asbest im Trinkwasser ist dürftig. Die WHO gibt auf der einen Seite an, dass durch die Ergebnisse einiger epidemiologischer Studien ein Zusammenhang zwischen der Aufnahme bestimmter Arten von Asbest über das Trinkwasser und einem erhöhten Risiko für Magen-Darm-Krebs bestehen könnte.
Auf der anderen Seite weist die WHO darauf hin, dass die Datenlage zu den gesundheitlichen Auswirkungen zum Verzehr von Asbestfasern im Trinkwasser zu gering ist und es noch keine konsistenten und überzeugenden Beweise für gesundheitsschädliche Folgen durch die Aufnahme von Asbestfasern im Trinkwasser gibt. Daher geht die WHO derzeit nicht davon aus, dass eine orale Exposition gegenüber Asbest in Trinkwasser mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist.
Die US-amerikanische Environmental Protection Agency (EPA) bewertet die gesundheitlichen Risiken durch die orale Aufnahme von Asbest über Trinkwasser deutlich höher.
Sie sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen asbestbelastetem Trinkwasser und eine erhöhte Gefahr für die Entwicklung von Darmpolypen. Daher hat die EPA einen Grenzwert für Asbestfasern im Trinkwasser festgelegt: Ein Liter Trinkwasser darf maximal 7 Millionen Asebstfasern mit einer Länge von jeweils mehr als 10 µm enthalten.
Gibt es einen Grenzwert für Asbest im Trinkwasser in Deutschland?
Die deutsche Trinkwasserverordnung beinhaltet keinen Grenzwert für Asbest im Trinkwasser.
Das Bundesministerium für Gesundheit gibt an, dass von einer gesundheitlichen Gefährdung durch Asbest in Trinkwasserleitungen nach dem jetzigen Erkenntnisstand nicht auszugehen ist. Damit folgt das Ministerium der Bewertung der WHO.
Um zu verhindern, dass Asbestfasern aus Asbestrohren überhaupt in das Trinkwasser gelangen, gibt es in der Trinkwasserverordnung allerdings einen Grenzwert für die Calcitlösekapazität von Trinkwasser (5 mg/l CaCo3). Mit diesem Grenzwert soll sichergestellt werden, dass das Trinkwasser nicht calcitlösend ist, da sonst die kalkhaltigen Asbestrohre angegriffen werden, korrodieren und Asbestfasern in das Trinkwasser gelangen können.
Fazit: Ist Asbest im Trinkwasser gefährlich?
Asbest ist für seine gesundheitsschädlichen Wirkungen bekannt, insbesondere wenn die Fasern eingeatmet werden. Über Asbestzementrohre, die bis zum Asbestverbot im Jahr 1995 unter anderem für den Bau von Trinkwasserleitungen verwendet wurden und auch heute noch in Deutschland in Betrieb sind, können Asbestfasern unter bestimmten Umständen auch ins Trinkwasser gelangen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Gefahren von Asbest im Trinkwasser sind jedoch begrenzt.
Einige Länder, wie die USA, haben Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und Grenzwerte für Asbestfasern im Trinkwasser festgelegt. Dies verdeutlicht, dass das Thema international sehr ernst genommen wird, auch wenn die Ansichten darüber variieren. Die WHO und das Deutsche Bundesgesundheitsministerium sehen hingegen keine signifikante Gesundheitsgefahr.
Um die potenziellen Risiken durch Asbest im Trinkwasser besser verstehen und einschätzen zu können, sind weitere wissenschaftliche Studien erforderlich.
Wer sich unsicher ist, ob seine Wasserleitung Asbest enthält oder bereits weiß, dass dies der Fall ist, kann sich durch geeignete Wasserfilter schützen.
In unserem Ratgeberartikel „Asbest aus Wasser filtern“ erklären wir, welche Wasserfilter dafür geeignet sind.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Asbest im Leitungswasser
Kann Asbest im Wasser sein?
Ja, Asbest kann im Wasser vorkommen. Asbestfasern können sich beispielsweise durch Korrosion aus asbesthaltigen Wasserrohren lösen und so in das Trinkwasser übergehen.
Ist Asbest im Wasser gefährlich?
Es ist bislang nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt, ob Asbest im Wasser gefährlich ist. In der Atemluft sind Asbestfasern erwiesenermaßen stark gesundheitsgefährdend.
Sind Asbestrohre gefährlich?
Asbestrohre können gefährlich sein, wenn durch Beschädigungen oder Korrosion Asbestfasern freigesetzt werden und ins Trinkwasser gelangen. Im unbeschädigten Zustand gelten Asbestrohre als ungefährlich, da die Asbestfasern darin fest gebunden sind.
Kann man Asbest im Trinkwasser erkennen?
Asbest im Trinkwasser ist nicht sichtbar und kann nur durch spezielle Laboranalysen nachgewiesen werden.
Wo war überall Asbest drin?
Früher wurde Asbest in vielen Bau- und Industrieprodukten eingesetzt, darunter Dachplatten, Isolierungen, Wasserleitungen und Bodenfliesen. Auch in Fahrzeugteilen wie Bremsbelägen war Asbest oft enthalten.
Über den Autor
Frieder Korat ist Geschäftsführer der Riva Systemtechnik GmbH und Experte für hochwertige Wasserfiltersysteme. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er innovative Lösungen für sauberes Wasser in Privathaushalten, Gewerbebetrieben und medizinischen Einrichtungen.
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Quellen:
- BBSR: Berichte Kompakt 2/2010 – Asbest in Deutschland
- DVGW: Asbest in Trinkwasserleitungen
- LFU Bayern (1): Asbest – UmweltWissen
- LFU Bayern (2): Asbest in Gebäuden – Schadstoffratgeber
- LFU Bayern (3): Merkblatt Nr. 187 – Asbest im Grundwasser
- SanitärJournal: Gefährliches Asbest lauert in Trinkwasserleitungen
- ScienceDirect: Asbestos-related diseases: Pathogenesis, Diagnosis, and Management
- Spektrum: Asbest – Lexikon der Geowissenschaften
- WHO: Asbestos: Global Health Impacts and Recommendations