Aktualisiert: 31.08.2024
Lesedauer: 8 min.
Pestizide sind chemische Substanzen, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um Ernten vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen.
Doch was passiert, wenn diese Chemikalien in das Grundwasser gelangen?
In diesem Artikel erfährst du, was Pestizide genau sind, wie sie ins Wasser kommen, welche Risiken sie für die Gesundheit darstellen und welche Grenzwerte für Pestizide im Leitungswasser gelten.
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Das Wichtigste zusammengefasst:
- Pestizide, die in der Landwirtschaft verwendet werden, gelangen durch Regen, Abfluss oder Versickerung ins Grundwasser.
- Es gibt gesetzlich festgelegte Grenzwerte für Pestizide im Leitungswasser. Doch auch wenn Pestizidrückstände die Grenzwerte einhalten, können sie gesundheitsschädlich sein. Zudem bleiben in den Grenzwertbestimmungen Abbauprodukte (Metaboliten) von Pestiziden oft unberücksichtigt.
- Pestizide stehen im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für (chronische) Krankheiten.
- Mit hochwertigen zertifizierten Trinkwasserfiltern, wie dem rivaALVA Life und rivaALVA-S Jova, können Pestizidrückstände im Wasser reduziert werden.
Was sind Pestizide genau?
Pestizide umfassen eine breite Palette chemischer Substanzen, die in der Landwirtschaft zur Bekämpfung von Schädlingen, Unkräutern und Krankheiten eingesetzt werden. Sie dienen dazu, das Wachstum und die Gesundheit von Nutzpflanzen zu schützen. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung kommen sie auch in der Forstwirtschaft, im Gartenbau und in städtischen Gebieten zum Einsatz.
Die Haupttypen von Pestiziden umfassen Insektizide, Herbizide, Fungizide, Akarizide, Bakterizide, Rodentizide und Molluskizide, die jeweils gegen spezifische Schädlinge wirken.
Pestizide dürfen nur nach einem mehrstufigen Bewertungs- und Zulassungsverfahren auf den Markt gebracht werden. Allerdings können die Herstellerfirmen aussuchen, in welchem EU-Staat sie ihr Produkt zur ersten Bewertung und Zulassung einreichen.
Diese Möglichkeit wird oft genutzt, um Länder mit weniger strengen Schutzstandards als in Deutschland für die erste Beurteilung auszuwählen. Da alle EU-Staaten an die Ergebnisse dieser Bewertung gebunden sind, verbreitet sich allmählich der geringste Schutzstandard in ganz Europa.
Alle 7 bis 15 Jahre soll jeder Wirkstoff für die Zulassung von Pestiziden auf EU-Ebene erneut überprüft werden. In der Praxis verzögern sich diese Wiederzulassungsverfahren oft um Jahre, was dazu führt, dass Genehmigungen für Pestizide regelmäßig über die gesetzlich festgelegten Fristen hinaus verlängert werden.
Neue Erkenntnisse, Studien und Daten werden dabei in vielen Fällen nicht berücksichtigt, obwohl die Pflanzenschutzmittelverordnung vorschreibt, dass der prüfende Mitgliedstaat die Bewertung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik basieren muss.
Was ist der Unterschied zwischen Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln?
Die Begriffe Pestizide und Pflanzenschutzmittel werden häufig synonym verwendet, dabei sind Pflanzenschutzmittel eine Untergruppe von Pestiziden.
Ein bekanntes Beispiel für ein Pflanzenschutzmittel ist “Glyphosat”, ein Herbizid, das zur Unkrautbekämpfung eingesetzt wird.
Um Ernten effektiv vor Schädlingen zu schützen, werden Pflanzenschutzmittel intensiv in der Landwirtschaft verwendet: Nach Angaben des Umweltbundesamts kommen im Durchschnitt pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche jährlich neun Kilogramm dieser Mittel und 2,8 Kilogramm Wirkstoffe zum Einsatz.
Dieser großflächige Anwendung birgt jedoch auch Probleme: Pestizide sind nicht nur für Schädlinge toxisch, sondern schädigen gleichermaßen andere Lebewesen, Pflanzen und Ökosysteme.
Zudem besteht die Gefahr, dass Pestizide ins Grundwasser und letztlich in unser Trinkwasser gelangen.
Wie gelangen Pestizide ins Grundwasser?
Die meisten Pflanzenschutzmittel werden über die Landwirtschaft direkt in die Umwelt ausgebracht. Ein Teil davon gelangt in den Boden und wird dort abgebaut, wobei neue Stoffe entstehen, sogenannte Abbauprodukte (Metaboliten).
Viele Metaboliten sind sehr mobil und versickern langsam durch die Bodenschichten und erreichen schließlich das Grundwasser.
Beim Ausbringen auf dem Feld wird ein Teil der Substanzen auch als Sprühnebel oder Abriebstaub in benachbarte Bereiche wie Wälder oder in Gewässer geweht oder von den Feldern durch Regenabfluss undüber Drainagerohre in Gewässer gespült, was ebenfalls zur Grundwasserverunreinigung beiträgt.
Das Umweltbundesamt und der Pestizidatlas der Böll Stiftung (2022) berichten, dass fast ein Drittel der Grundwasserkörper in Deutschland durch solche Substanzen verunreinigt ist.
Pestizide und ihre Abbauprodukte sind nach Nitrat die zweithäufigste Ursache für die Verschlechterung der Grundwasserqualität.
Eine deutschlandweite Untersuchung ergab, dass in fast jeder fünften der 14.500 Messstellen Pestizidwirkstoffe im Grundwasser nachgewiesen wurden.
Dies ist besonders alarmierend, da Grundwasser neben Oberflächenwasser eine der wichtigsten Trinkwasserquellen in Deutschland darstellt und Pestizide in Wasseraufbereitungsanlagen nur schwer zu entfernen sind, wodurch sie letztendlich in unser Trinkwasser gelangen können.
Grenzwerte für Pestizide im Leitungswasser
In Deutschland werden die Grenzwerte für Pestizide und weitere potenzielle Schadstoffe im Trinkwasser, wie beispielsweise Bakterien, Blei, PFAS, E. coli, Legionellen und Mikroplastik in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) geregelt.
Die deutsche Trinkwasserverordnung besagt, dass der Grenzwert eines einzelnen Pestizids im Trinkwasser bei maximal 0,1 Mikrogramm (µg) pro Liter Wasser liegen darf. Bei der Anwesenheit mehrerer Stoffe darf die Gesamtkonzentration aller Pestizide 0,5 µg/L nicht überschreiten. Für die langlebigen Insektizide Aldrin, Dieldrin, Heptachlor und dessen Abbauprodukt Heptachlorepoxid wurde ein noch niedrigerer Grenzwert von 0,03 µg/L festgelegt.
Diese Grenzwerte werden in den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU unterschiedlich streng überwacht, in Deutschland liegt die Überwachung in der Verantwortung der Bundesländer.
Allerdings ist es schwierig, trotz der gesetzlichen Grenzwerte, das genaue Ausmaß der Kontamination von Trinkwasser mit Pestiziden zu bestimmen. Viele Substanzen werden bisher nicht routinemäßig erfasst und für zahlreiche Abbauprodukte fehlen festgelegte Grenzwerte.
Um die tatsächliche Belastung besser zu verstehen, müsste die Untersuchung von Abbauprodukten in Grundwasserleitern erheblich ausgeweitet werden. Das Umweltbundesamt hat hierzu eine Empfehlungsliste mit konkreten Vorschlägen für ein erweitertes Monitoring veröffentlicht. Diese Liste konzentriert sich auf Metaboliten, die bisher selten überwacht wurden, aber aus Zulassungsverfahren als potenziell problematisch bekannt sind. Ziel dieser Liste ist es, das Monitoring sinnvoll zu erweitern und problematische Stoffe frühzeitig zu erkennen.
Sind Pestizide im Wasser schädlich?
Pestizide im Wasser können gesundheitsschädlich sein und selbst dann toxisch wirken, wenn die Rückstände die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschreiten. Diese Chemikalien können bereits in niedrigen Mengen schwerwiegende Folgen haben.
Die gesundheitlichen Risiken sind nicht allein von der Dosis abhängig, besonders wenn es sich um Substanzen handelt, die erbgutverändernd, krebserregend oder hormonschädlich sind. Besonders gefährlich ist es, wenn mehrere Wirkstoffe kombiniert auftreten.
Auch die Abbauprodukte von Pestiziden im Boden können toxisch wirken. Nicht selten werden Metaboliten zunächst als unbedenklich angesehen, da weniger Unbedenklichkeitsstudien im Zulassungsverfahren vorgelegt werden müssen als für den Wirkstoff selbst.
Gesundheitliche Auswirkungen für Menschen und Tiere werden dann häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt entdeckt.
Kürzlich wurde beispielsweise ein weiteres Abbauprodukt des Maisherbizids S-Metolachlor identifiziert, das noch eine beträchtliche Wirksamkeit aufweist. Hierfür gilt nun ein deutlich strengerer Grenzwert, der allerdings häufig im Grund- und Trinkwasser überschritten wird.
Pestizide sind nicht nur für akute Vergiftungen verantwortlich, sondern auch für chronische Krankheiten: Studien zeigen Verbindungen zwischen Pestiziden und Erkrankungen wie Parkinson, verschiedenen Krebsarten, Diabetes, Asthma und hormonellen Störungen.
Zudem können Pestizide das Risiko für Fehlbildungen, Frühgeburten und Wachstumsstörungen erhöhen.
Ein prominentes Beispiel für ein potenziell schädliches Pestizid ist Glyphosat, das weltweit zu den bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Pestiziden gehört. Die Diskussionen über die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat halten an:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht bei sachgemäßer Anwendung keine krebserregende Wirkung, während die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO aufgrund der Ergebnisse ihrer Studie Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstuft.
Trotz dieser Bedenken hat die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat Ende 2023 für die nächsten zehn Jahre verlängert.
In Deutschland gibt es bereits Anwendungsbeschränkungen, und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft untersucht weitere Möglichkeiten, den Einsatz einzuschränken oder das Glyphosat zu verbieten.
Fazit: Pestizide und Pflanzenschutzmittel im Grundwasser
Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, gelangen häufig durch Regen, Abfluss oder Versickerung in unser Grundwasser – eine der Hauptquellen für unser Trinkwasser.
Obwohl gesetzliche Grenzwerte existieren, die den Schutz unserer Gesundheit gewährleisten sollen, können Pestizide selbst in geringen Mengen schädlich sein. Diese Grenzwerte erfassen zudem häufig keine Abbauprodukte, die ebenfalls ernsthafte Risiken bergen können.
Die Forschung zu den langfristigen Auswirkungen von Pestiziden, insbesondere zu den Abbauprodukten und zu Kombinationswirkungen mehrerer Pestizidwirkstoffe, muss noch ausgeweitet werden, um das volle Ausmaß der Gesundheitsgefahren erfassen zu können. Auch die EU-Politik ist gefordert, neue Erkenntnisse zu Wirkstoffen und Abbauprodukten in der Risikobewertung für Wirkstoffe zu berücksichtigen.
In Deutschland ist inzwischen fast ein Drittel der Grundwasserkörper mit Pestizidrückstände belastet. Die Rückstände lassen sich nur schwer wieder entfernen, weshalb präventive Maßnahmen wichtig sind.
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FAQ: Pestizide im Wasser
Was ist der Unterschied zwischen Herbizid und Pestizid?
Herbizide bekämpfen Unkraut, während Pestizide eine Vielzahl von Schädlingen, einschließlich Insekten und Pilze, bekämpfen.
Kann ich Pestizide im Wasser sehen oder schmecken?
Nein, Pestizide im Wasser sind weder sichtbar noch schmeckbar. Sie können nur durch spezielle Tests nachgewiesen werden, da sie in sehr geringen Konzentrationen auftreten. Aber auch mit solchen Tests können manche Rückstände von Abbauprodukte nicht erfasst werden, da diese nur schwer messbar sind.
Über den Autor
Frieder Korat ist Geschäftsführer der Riva Systemtechnik GmbH und Experte für hochwertige Wasserfiltersysteme. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er innovative Lösungen für sauberes Wasser in Privathaushalten, Gewerbebetrieben und medizinischen Einrichtungen.
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Quellen:
- BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung): Pflanzenschutzmittelrückstände im Trinkwasser
- Boell.de: Pestizide im Wasser: Da schwimmt was mit
- Boell.de: Pestizidatlas 2022
- LGL Bayern: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Trinkwasser
- NABU: Pestizide im Überblick
- NDR: Landkreis Rostock warnt: Trinkwasser in Güstrow in Gefahr
- ProduktQualität.com: Pflanzenschutzmittel und deren Metaboliten im Trinkwasser
- SRF: Pestizid-Gefahr: Neue Verschmutzung im Trinkwasser – die Schweiz reagiert verzögert
- Tagesschau: Trinkwasser-Schutz in der Landwirtschaft
- Umweltbundesamt: Pestizidzulassungen gefährden unser Grundwasser
- Umweltbundesamt: Pestizide
- Umweltbundesamt: Pflanzenschutzmittel – Umwelt und Gesundheit
- Umweltbundesamt: Nicht relevant? Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln als risiko für das Grundwasser
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